Dressur-Silber: Werth feiert zehnte Olympia-Medaille
Rio de Janeiro – Die deutschen Dressurreiterinnen Isabell Werth und Kristina Bröring-Sprehe haben zwei Einzel-Medaillen geholt. Hinter der überragenden Olympiasiegerin Charlotte Dujardin auf Valegro sicherte sich Werth in der Kür mit der Stute Weihegold Silber, Bronze ging an Bröring-Sprehe auf Desperados.
Die Tränen kullerten, als Werth aufs Podium stieg. «Es war viel Schweiß», sagte die 47-Jährige aus Rheinberg später vergnügt. «Aber es war beides, auch Tränen.»
Für Werth war es kein verlorenes Gold gegen die überragende Britin. Es war ein gewonnenes Silber. «Ich bin einfach nur super-happy», kommentierte Werth nach ihrem Kür-Auftritt mit Weihegold: «Das war das Optimum, was ich herausholen konnte.»
«Wir haben gekämpft, gekratzt und alles versucht», sagte Werth fröhlich grinsend: «Aber es war klar, wenn Charlotte keine Fehler macht, ist da nichts zu holen. Das wäre ja das siebte Weltwunder gewesen.»
Für Werth war es bereits die zehnte olympische Medaille. «Das war die optimale Ausbeute», fasste sie ihre fünfte Olympia-Teilnahme seit 1992 mit Gold und Silber zusammen. «Heute war nicht mehr drin. Ich bin mit dem Ergebnis rundherum glücklich», versicherte die Weltklasse-Reiterin.
«Das ist genial», sagte Bundestrainerin Monica Theodorescu. «Gold, Silber, Bronze, das ist ein Spitzenergebnis für uns. Wir haben ein Super-Team hier, die haben alle toll geritten. Das war klasse Sport hier.» Genauso begeistert war Dennis Peiler, der Sportchef des Reitverbandes FN: «Ein kompletter Medaillensatz, das ist einfach eine großartige Leistung unseres Team.»
Die FN hat damit die Zielvereinbarung mit dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) von drei bis fünf Medaillen schon vor den Wettkämpfen der Springreiter erfüllt, weil es zuvor Gold für Michael Jung und Silber für das Vielseitigkeits-Team gegeben hatte.
Bereits seit dem Team-Gold am Freitag ist Werth die erfolgreichste Reiterin in der Geschichte des olympischen Pferdesports. Mit der Einzelmedaille erweiterte Werth ihre imposante Sammlung an Edelmetall. «Jede Medaille hat ihre eigene Geschichte», sagte Werth.
Der erneute Erfolg ist erstaunlich, weil Weihegold nicht ihre erste Wahl für Rio war. Ihre Favoritin Bella Rose fiel ebenso aus wie Don Johnson. Deshalb nahm Werth die elfjährige Stute mit. «Nach den Hiobsbotschaften von Anfang des Jahres jetzt Gold und Silber – das nimmt einen besonderen Platz in meinen Erinnerungen ein.»
Die 47-Jährige lobte ihr Pferd. «Sie ist sehr ruhig. Sie will keine Fehler machen.» Als letzte Starterin schaffte sie es aber nicht mehr, die Britin Dujardin zu überholen. Werth war dennoch «sehr glücklich». Sie habe nur «zwei, drei Kleinigkeiten» falsch gemacht. «Das hätte uns aber auch nicht mehr gerettet», sagte Werth, die für ihren Ritt 89,071 Prozent erhielt. Dujardin ritt mit Valegro (93,857) in einer eigenen Liga.
Es war ein spannender Dressur-Wettbewerb, bei dem Kristina Bröring-Sprehe als erste der Topreiterinnen ins Viereck musste und mit 87,142 Prozent hinausritt. «Ich freue mich wahnsinnig», sagte die 29-Jährige: «Gold und Bronze bei Olympischen Spielen, das ist eine tolle Ausbeute für mich.»
An ihre Leistung bei der EM in Aachen, wo sie Dujardin am Rande der Niederlage hatte, reichte der Rio-Auftritt nicht heran. Der Abstand war mehr als deutlich. Trotzdem beteuerte sie: «Ich bin mit der Leistung zufrieden.»
Ein wenig enttäuscht war Dorothee Schneider. «Das war nicht so gut», sagte die 47 Jahre alte Reiterin aus Framersheim über ihren Ritt mit Showtime (82,946) zu Queen-Musik und Platz sechs. «Das waren einfach zu viele Fehler.»
Bei seinem ersten großen Auftritt auf internationaler Bühne ging dem zehnjährigen Wallach «etwas die Kraft aus», analysierte die Reiterin. «Das war die dritte schwere Prüfung hier, das merkt man doch. Am Ende ist ihm ein bisschen der Saft ausgegangen.»
Zu stark war wieder einmal die 31-jährige Dujardin. Die Britin, die vor vier Jahren in London Doppel-Gold gewonnen hatte, zeigte keine Schwächen. «Das ist einfach unglaublich», sagte die Reiterin mit Tränen in den Augen: «Das ist ein magischer Moment.»
Fotocredits: Friso Gentsch
(dpa)