Familie als Glücksbringer für Seitz im Barren-Finale
Rio de Janeiro – Vor dem wichtigsten Wettkampf ihre Karriere wünscht sich Elisabeth Seitz jetzt erstmal Sonnenschein in Rio. «Ich hoffe auf besseres Wetter, damit ich mich noch mal in die Sonne legen kann», sagt die Stuttgarter Turnerin mit einem Schmunzeln.
Von Anspannung vor dem Stufenbarren-Finale am Sonntag ist äußerlich nichts zu spüren. Die Generalprobe mit dem Mehrkampf-Finale war am Donnerstag in der Olympic Arena durchwachsen verlaufen. Zwar turnte sie die drittbeste Barren-Übung, aber bis auf die Russin Alija Mustafina waren die ärgsten Final-Konkurrentinnen nicht dabei. Bei einem Element am Ende der Übung sei sie auf Sicherheit gegangen, daher konnte sie ihre hohe Note aus dem Vorkampf nicht ganz erreichen. Und da auch am Schwebebalken einiges schief ging, musste sie am Ende mit Rang 17. im Mehrkampf zufrieden sein.
«Ich habe in Rio an insgesamt elf Geräten gezeigt, was ich drauf habe. Da kann ich stolz sein», meinte sie. Und sie freut sich nun auf ein erneutes Familien-Treffen in Rio. «Mein kleiner Bruder Gabriel ist mein Glücksbringer. Er war mit sieben Jahren schon in London dabei. Und da auch meine Mutter und mein großer Bruder Johannes da sind, kommt jetzt in Rio mal die ganze Familie zusammen», gibt sich Eli erwartungsfroh. «Die Familie gibt mir echt viel Kraft.»
Über Gedankenspiele oder Medaillenwünsche will die 22-Jährige nicht reden. In London war sie Olympia-Sechste, im Vorkampf von Rio Fünfte. «Es bringt nichts, mir jetzt irgendetwas zusammen zu reimen.» Doch sie verspricht, in der Stunde der Entscheidung volles Risiko zu gehen: «Natürlich werde ich alles versuchen.» Konkret heißt das, den Ausgangswert ihrer Übung noch einmal durch eine schwierige Verbindung um zwei Zehntel auf 6,8 Punkte zu erhöhen. In Hamburg gelang dies glänzend, sie wurde damit deutsche Meisterin vor Sophie Scheder, die jetzt mit ihr im Olympia-Finale steht.
Das Konkurrenzdenken wird von beiden aber in den Hintergrund gestellt. «Wir sind totale Freunde, wohnen ja hier zusammen in einem Appartement. Wir puschen uns gegenseitig», erläutert Sophie Scheder, die bei Weltmeisterschaften auch schon Top-Ränge am Barren erkämpfte. In Antwerpen war sie 2013 Fünfte, im Vorjahr in Glasgow Achte. Auch die Chemnitzerin ist happy, dass sie am trainingsfreien Freitag Besuch von der Familie erhält. «Ich werde meine Eltern im Olympischen Dorf treffen», berichtet sie von der gewünschten Ablenkung.
Bis zum Medaillenkampf steht für beide Barren-Asse überwiegend Regeneration an. Die Wettkämpfe haben die Kraftreserven aufgebraucht. «Nicht nur der Körper muss entspannen, auch den Kopf muss ich wieder frei bekommen», schildert Eli Seitz. «Aber auf jeden Fall bin ich schon jetzt glücklich, zu den Top Acht in der Welt zu gehören. Olympia ist also schon jetzt ein Riesen-Erfolg.»
Fotocredits: Felix Kästle
(dpa)