Außenseiter, Helden, Publikumslieblinge: Rios Exoten

Rio de Janeiro – Der Olympia-Auftritt von Schwimmer Eric Moussambani aus Äquatorial-Guinea ist unvergessen. Er hätte es 2000 in Sydney fast nicht ins Ziel geschafft. Und auch die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro haben ihre Paradiesvögel, Außenseiter und heimlichen Stars.

Die Olympia-Exoten kommen aus Zwergstaaten im Pazifik, sind in Rio völlig chancenlos oder arbeiten im Hauptberuf als Priester.

KURZARBEITERIN: Ihr Olympia-Auftritt in Rio dauerte nicht einmal zwei Minuten – und dennoch schrieb Szandra Szögedi Geschichte. Die gebürtige Ungarin mit den blonden Haaren und der hellen Haut startete in Rio als erste Judoka überhaupt für Ghana. Die 27-Jährige ist mit einem Ghanaer verheiratet. Als junge Frau war sie eine erfolgreiche Turnerin, bevor sie zum Judo wechselte. «Bei den Olympischen Spielen auf der Matte zu stehen, das war einfach unbezahlbar», schwärmte sie.

ALLROUNDER: 11,72 Sekunden benötigt Sprinter Etimoni Timuani für die 100 Meter – und ist damit mehr als zwei Sekunden langsamer als Weltrekordler Usain Bolt. Dennoch geht der Leichtathlet bei Olympia in dieser Disziplin an den Start und vertritt zudem als einziger Sportler den Pazifik-Inselstaat Tuvalu. Timuani ist ein echter Allrounder: Vor seiner Leichtathletik-Karriere versuchte er sich bereits als Fußballer und als Futsal-Spieler – mit mäßigem Erfolg.

PADDELNDER PRIESTER: Er betet jeden Tag, lebt streng religiös – und fährt in Rio um olympische Medaillen. Der Kanute Kazuki Yazawa startet bei Olympia für Japan, ist aber gleichzeitig buddhistischer Priester im Zenkoji Daikanjin Tempel im japanischen Nagano, der Stadt der Olympischen Winterspiele 1998. Jeden Morgen vor Sonnenaufgang betet der 27-Jährige, erst danach bleibt Zeit fürs Training. «Ich habe entschieden, dass Priester mein Hauptberuf ist und ich nur in meiner Freizeit Kanu fahre», sagte der Olympia-Neunte von London 2012 der britischen Zeitung «Guardian».

KÄMPFERIN: Angst kennt Dipa Karmakar nicht. «Ich glaube, dass Übung den Meister macht und dass Dinge dann nicht mehr schwierig sind», sagt die 22-Jährige. Als erste indische Turnerin überhaupt hat Karmarkar es zu Olympia geschafft und schon den «Produnova»-Sprung gezeigt, der als extrem schwierige Übung gilt, die bislang erst fünf Frauen in einem Wettbewerb gezeigt haben. «Ich hoffe, dass dieser Sprung in Indien noch berühmter wird als ich», sagt die Turnerin.

HOTELGAST: Eigentlich wollte Triyatno nur ein bessereres Leben haben. Als der Sohn eines Bauern aus der indonesischen Provinz Kalimantan auf der Insel Borneo hörte, dass Athleten umsonst in Luxushotels schlafen dürfen, begann er zu trainieren. Dass ihn dieser Eifer bis zu den Olympischen Spielen nach Rio bringen würde, hätte der Gewichtheber wohl damals selbst nicht gedacht. Nach Silber in London 2012 strebt der 28-Jährige in Rio erneut eine Medaille an.

VETERAN: Vor vier Jahren bei Olympia in London hatte Mark Todd schon so seine Probleme. «Es tut mir leid, Sir, dieser Bus ist für Athleten», sagte damals ein Offizieller zu ihm, als der Reiter in einen Teambus einsteigen wollte. Immerhin ist der Neuseeländer schon 60 Jahre alt – und geht dennoch in Rio wieder an den Start. Es sind seine achten Olympischen Spiele, 1984 und 1988 gewann er Gold.

ZWERGENSTAAT-GEWICHTHEBER: Nur zwei Athleten treten in Rio für Nauru an – einer Insel mit 10 000 Einwohnern im Pazifischen Ozean. Einer von ihnen ist Gewichtheber Elson Brechtefeld. Der 22-Jährige setzt die Tradition der Gewichtheber aus Nauru fort. Der Fahnenträger der Mini-Delegation wurde in Rio allerdings abgeschlagen Letzter.

Fotocredits: Valdrin Xhemaj
(dpa)

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