4:2 nach 0:2: Dortmund mit Kraftakt an die Tabellenspitze
Leverkusen (dpa) – Dieser Sieg entlockte Lucien Favre ein breites Lächeln: Borussia Dortmund hat ein verloren geglaubtes Spiel dank Top-Joker Paco Alcácer mit einem Kraftakt gedreht und den FC Bayern München von der Tabellenspitze der Fußball-Bundesliga gestürzt.
Drei Tage nach dem furiosen 7:0 gegen Nürnberg gewannen die Westfalen das mitreißende West-Duell bei Bayer Leverkusen trotz eines 0:2-Pausenrückstands noch mit 4:2. Mit 14 Punkten zog der BVB, der auch im achten Pflichtspiel unter Trainer Favre ungeschlagen blieb, an Serienmeister FC Bayern München (13) vorbei, der am Freitag 0:2 bei Hertha BSC verloren hatte.
«Dass wir eine Reaktion zeigen mussten, war klar, denn sonst wäre das ganz anders ausgefallen», sagte BVB-Kapitän Marco Reus zum Leistungsschub in der zweiten Halbzeit. «Wenn Du so eindrucksvoll zurückkommst, ist das schon stark», sagte Reus bei Sky.
Die Leverkusener erlitten trotz starker erster Halbzeit derweil nach dem vereinshistorischen Fehlstart mit drei Niederlagen und zuletzt zwei Siegen wieder einen Rückschlag. «Natürlich haben wir 60 Minuten super dagegengehalten. Wir hatten noch Chancen, um den Sack zuzumachen. Wir haben so ein bisschen unsere spielerischen Elemente vermissen lassen. Dortmund hat seine Chancen eiskalt genutzt», sagte Bayers Nationalspieler Julian Brandt.
Neuzugang Mitchell Weiser (9.) und Nationalspieler Jonathan Tah (39.) hatten die Werkself zwar in Führung geschossen, Jacob Bruun Larsen (64.), Marco Reus (69.) und der 22 Minuten vorher eingewechselte Alcácer (85./90.+4) ließen am Ende aber die Gäste jubeln. «Wichtig ist, dass wir dranbleiben und den Schwung mitnehmen in die nächsten Spiele», sagte Torwart Roman Bürki.
Mario Götze fehlte zum dritten Mal in Folge im BVB-Kader. Der Siegtorschütze des WM-Finales 2014 trainierte nach zwei Tagen krankheitsbedingten Trainings-Ausfalls stattdessen fleißig im Fitness-Studio, wie einer Story bei Instagram zu entnehmen war. Am Sonntag soll Götze ins Team-Training zurückkehren.
Der BVB, bei dem Marcel Schmelzer und Lukasz Piszczek nach der Englischen Woche pausierten, begann wie am Mittwoch mit einem 4-4-2 und Reus sowie Maximilian Philipp im Sturm. Der aus Barcelona geholte Alcácer saß zunächst auf der Bank.
Die gegenüber dem 2:1 unter der Woche in Düsseldorf auf drei Positionen veränderten Leverkusener waren zunächst das deutlich aktivere Team und wurden früh belohnt. Nach einer Hereingabe von Lucas Alario war Weiser am langen Strafraumeck ungedeckt und traf mit einem Flachschuss aus 18 Metern. Es war das erste Pflichtspiel-Tor des zwölf Millionen Euro teuren Außenverteidigers für seinen neuen Verein und sein erstes seit November 2017.
Die Dortmunder mussten nun zwangsläufig offensiver agieren als von Favre offenbar geplant, ihr Spiel war aber trotz der Tor-Gala vom Mittwoch von erstaunlich wenig Überzeugung und Selbstsicherheit geprägt. Die beste Chance bis zur Pause war bezeichnenderweise ein Freistoß von Kapitän Reus, den Bayer-Torhüter Lukas Hradecky aber parierte (36.). Stattdessen nutzt Bayer nach einer Ecke ein Durcheinander in der BVB-Abwehr zum 2:0 durch Tah, für den es sogar der erste Treffer seit 20 Monaten war.
Nach der Pause kamen die Dortmunder sichtlich entschlossener zurück, Reus hatte schon nach zwei Minuten den Anschlusstreffer auf dem Fuß. Doch Bayer konnte nun auch sein bevorzugtes Konterspiel aufziehen und kam ebenfalls zu guten Gelegenheiten: Julian Brandt schoss knapp drüber (50.), Kevin Volland traf den Pfosten (54.), Kai Havertz scheiterte an Roman Bürki (57.).
So wurde es in der 2. Halbzeit ein munterer Schlagabtausch und damit ein sehr attraktives Spiel. Da Bayer nicht für die Entscheidung sorgte, kam der BVB zurück. Die Einwechslung von Alcácer für Philipp wirkte dabei als Signal. Sekunden danach drückte Bruun Larsen den Ball über die Linie, nachdem Hradecky einen Reus-Schuss pariert hatte. Fünf Minuten später erzielte Reus sein viertes Saisontor. Und Alcacer machte den Sprung nach ganz oben mit seinem späten Doppelpack perfekt.
Fotocredits: Federico Gambarini
(dpa)