16 Jahre SC Freiburg – Einzigartiger Volker Finke wird 70
Freiburg – Einen zweiten Volker Finke wird es im deutschen Profifußball wohl nie wieder geben. 16 Jahre war Finke ohne Unterbrechung Trainer des SC Freiburg.
Ein noch immer gültiger Rekord, der umso gewaltiger wirkt in Zeiten eines Hamburger SV, der zuletzt seinen Coach Bernd Hollerbach nach 49 Tagen beurlaubte. «Die Verfallszeiten der Trainer sind unglaublich», sagt Finke der Deutschen Presse-Agentur. Dass jemand seine Bestmarke bricht, glaubt er daher nicht. Am 24. März feiert Finke seinen 70. Geburtstag.
Als er über aktuelle Bundesliga-Trends und seine früheren Zeiten beim SC spricht, sitzt der frühere Studienrat in seinem Büro in der Innenstadt von Freiburg. Der gebürtige Niedersachse ist im Breisgau heimisch geworden, den von Christian Streich trainierten Sport-Club besucht er mittlerweile aber nur noch selten.
Beim Derby gegen den VfB Stuttgart war Finke ausnahmsweise im Schwarzwald-Stadion, weil er als Fernsehexperte eingeladen worden war. Ansonsten genieße er es, «Zeit zu haben für die schönen Sachen», wie er sagt. Seit zweieinhalb Jahren ist Finke jetzt ohne Job im Fußball, er nutzt die Zeit vor allem zum Reisen. Kürzlich war er mit seiner Frau für ein paar Wochen in Asien, deshalb ist er trotz des tristen Winterwetters in Freiburg gut gebräunt.
33 Jahre hat Finke nach seiner Spielerkarriere in den niedersächsischen Amateurklassen als Trainer gearbeitet, aber insgesamt nur fünf Clubs betreut. Angefangen beim kleinen TSV Stelingen ging es über den TSV Havelse und den 1. SC Norderstedt schließlich weit in den Süden Deutschlands zum SC Freiburg.
Der damalige und 2009 gestorbene SC-Präsident Achim Stocker hatte ihn entdeckt. Das Freiburger Angebot habe ihn ins Herz getroffen, begründete Finke damals seinen überraschenden Abschied aus Norderstedt. Es folgten 16 einzigartige Jahre mit drei Auf- und drei Abstiegen – auch das ist keinem anderen Profi-Trainer gelungen.
«Das war eine über weite Strecken produktive und gute Zusammenarbeit, der Verein hat unter ihm viel Erfolg gehabt», sagt Freiburgs früherer Torhüter Jörg Schmadtke. Finke hatte den ehemaligen Manager des 1. FC Köln 1993 von einem Wechsel von Fortuna Düsseldorf nach Freiburg überzeugt. Damals hätten sie sich sogar in Düsseldorf in einem Eiscafé getroffen, erzählt Schmadtke. «Gelassenheit, wenig Aufgeregtheit, aber auch Innovatives: So war Volker Finke. Er hat mich auf jeden Fall geprägt.»
Auch Finke selbst denkt gerne an seine Zeit beim Sport-Club zurück. «Diese Jahre haben unheimlich viel Spaß gemacht, aber auch Energie gekostet», sagt er. Knapp elf Jahre ist sein nicht gerade harmonischer Abschied nun her. In den letzten Monaten seiner Freiburger Zeit hatte er sich überworfen mit Stocker, der Finkes Abschied nach so vielen Jahren damals knapp kommentierte: «Alles geht einmal zu Ende.» Dennoch überwiegen bei Finke die schönen Erinnerungen. Vor allem ein Spiel aus seinen 16 Jahren geht ihm nicht aus dem Kopf. Dafür bittet er in seinem Büro sogar zum Bildschirm.
Der 69-Jährige zeigt ein Video vom Bundesliga-Spiel des kleinen SC Freiburg gegen den großen FC Bayern München. 23. August 1994, 2. Spieltag, Freiburg gewinnt 5:1. «Wir haben anders Fußball gespielt», erklärt Finke. «Nicht mehr am Gegner orientiert, sondern wir haben die Räume bearbeitet und Überzahlsituationen geschaffen.»
Diese Aufnahmen nimmt er auch mit, wenn er Trainerfortbildungen gibt – in Köln, in Japan oder in Afrika, wo er nach seiner Zeit in Freiburg noch als Coach beziehungsweise Manager tätig war. Denn so ganz ohne Fußball geht es für ihn auch mit fast 70 nicht. Eine Vereinsmannschaft zu trainieren, schließt er zwar aus. Bei einer Nationalmannschaft würde er hingegen «nie nie sagen».
Seinen runden Geburtstag am Samstag will er «still und leise» feiern. Es sei ja nichts Besonderes, wie er sagt. Ein großes Fest soll es erst im kommenden Jahr geben: «Dann laden wir alle unsere Freunde aus Deutschland und dem Ausland ein.»
Fotocredits: Patrick Seeger
(dpa)